Uhlman, Fred: Der wiedergefundene Freund
Diogenes Verlag
erschienen: 1998
ISBN: 978-3-257-23101-4
Taschenbuch
116 Seiten
Preis: 11,00 EUR

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Originaltitel: Reunion. Übersetzung: Felix Berner

Uhlman, Fred


Der wiedergefundene Freund


Erzählung


Ein in jeder Hinsicht besonderes Buch: Von einem deutschen Autor 1971 in Englisch veröffentlicht und 1985 ins Deutsche übersetzt, ist es heute aktueller denn je. In nur gut 100 Seiten Erzählung erfahren wir mehr über die Ausbreitung des Nationalsozialismus als in manch dickem Geschichtsbuch. „Der wiedergefundene Freund“ wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, war international erfolgreich, ist Schullektüre in Italien und trotzdem in Deutschland kaum bekannt.

Stuttgart 1932: Der 16jährige Hans Schwarz träumt davon, Dichter zu werden. Er kommt aus einer jüdischen Familie, sein Vater ist ein beliebter Arzt, sie fühlen sich als Schwaben und Deutsche. Hans besucht ein elitäres Gymnasium und ist dort ein Außenseiter, bis Konradin Graf von Hohenfels in seine Klasse kommt, der aus einer reichen Adelsfamilie stammt. Zwischen den beiden wächst eine innige Freundschaft.
Dass NS-Ideologie und Antisemitismus stärker werden, spielt zunächst keine Rolle für die beiden Jugendlichen. Dann aber werden die Zeichen deutlicher, Hans wird zunehmend schikaniert und Konradin verleugnet den Freund vor seiner judenfeindlichen Mutter. Die Freundschaft wird distanzierter, zerbricht und am Ende muss Hans in die USA flüchten.

Eine Stärke des Buches ist es, den schleichenden Prozess erfahrbar zu machen, mit dem sich rechtes Denken und Handeln im Alltag etabliert hat. Was zuerst nicht ernstgenommen wurde, hatte bald tödliche Folgen für Millionen Menschen.
Die Geschichte von Hans und Konradin zeigt beispielhaft und literarisch genial, welches unbeschreibliche Leid der Nationalsozialismus verursacht hat.

Der fiktive Ich-Erzähler spricht aus einer Distanz von 30 Jahren über dieses Jahr, das sein Leben grundlegend verändert hat. Die Ereignisse sind nah an der Biografie des Autors Fred Uhlman, der eine säkulare jüdische Familie hatte, Anwalt war und 1933 emigrierte. In Frankreich, Spanien und England lebte er bis 1985 als vielbeachtetet Maler und Schriftsteller.

Ein berührendes und wichtiges Buch.

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