LeBor, Adam: District VIII
Polar Verlag
erschienen: 2023
ISBN: 978-3-948392-66-6
gebunden
396 Seiten
Preis: 26,00 EUR
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Übersetzung: Jürgen Bürger

LeBor, Adam


District VIII


Kriminalroman


Budapest, 4. September 2015: Rund um den gesperrten Keleti-Bahnhof warten ein paar Tausend Migrant*innen auf die Chance, nach Deutschland weiterziehen zu können. Auch Simon Nazir und seine Frau Maryam sind dabei. Simon erkennt einen Mann aus Aleppo und folgt ihm. Kurz danach erhält Balthazar Kovács, Kriminalbeamter bei der Budapester Mordkommission, eine anonyme Nachricht, dass am Platz der Republik eine Leiche liegt. Bei seinem Eintreffen ist diese verschwunden.

Die sog. „Flüchtlingskrise“ ist nicht nur der Hintergrund, sondern der Motor von Adam LeBors Kriminalroman. Er erzählt von der Dynamik zwischen den Geflüchteten, organisierten Verbrechern, die mit ihnen Gewinn machen, der korrupten ungarischen Regierung, den vom Ministerpräsidenten neu eingesetzten, rechtsfrei handelnden Gendarmen und der zunehmend entmachteten Kriminalpolizei. Den Migrant*innen gibt der Autor mit individuellen Namen und Lebensgeschichten ein Gesicht.

Neben diesem im Krimi außergewöhnlichen Thema hat der Autor mit Kommissar Kovács, der ein Roma ist, ein weiteres Alleinstellungsmerkmal geschaffen. Im Laufe der Krimihandlung erfahren die Leser*innen viel über Kovàcs Familie sowie die Kultur der Roma mit ihren Licht- und Schattenseiten. Balthazar ist Außenseiter, sowohl als Polizist in seiner Familie, als auch als Roma bei der Polizei.

Sein Vorgesetzter beauftragt ihn, inoffiziell zum verschwundenen Toten zu ermitteln. Parallel recherchiert Eniko Szalay, investigative Journalistin und frühere Freundin von Kovács, am Bahnhof Keleti und den damit verbundenen Verbrechen. Zunehmend zeigt sich, wie kriminell auch die ungarische Regierung agiert.

Der Autor Adam LeBor wurde 1961 in London geboren und ging 1991 als Auslandskorrespondent nach Budapest. LeBors Zuneigung zur Stadt Budapest ist deutlich zu spüren. Seine journalistische Fähigkeit, genau zu recherchieren und seine Kenntnisse fesselnd zu vermitteln, sind die wertvolle Basis für diesen Kriminalroman. Die Spannung steigt stetig bis zum Showdown, auch durch den knappen Handlungszeitraum von nur drei Tagen, der zusätzlich in den Erzählfluss zieht.

Natürlich geht es in diesem Krimi um die Mordermittlung, aber er glänzt mit klar charakterisierten, facettenreichen Hauptfiguren und insbesondere den starken Frauenfiguren (einziger Ausrutscher ist die klischeehaft dargestellte amerikanische Exfrau von Kovács).

Fazit: Mit „District VIII“ hat sich der Autor an ein Thema und eine Ermittlerfigur abseits der ausgetretenen Krimipfade gewagt. Damit erzählt er eine lange nachklingende Geschichte und vermittelt Einblicke in fremde Lebenswelten. 100% lesenswert!

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