Yalom, Irvin D.: Und Nietzsche weinte
btb bei Goldmann
erschienen: 2009
ISBN: 978-3-442-73966-0
Leinen (Taschenformat)
640 Seiten
Preis: 11,00 EUR

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Yalom, Irvin D.


Und Nietzsche weinte


Roman


Es ist ein spannendes Projekt, wenn ein amerikanischer Professor der Psychiatrie die – fiktive – Geburtsstunde der Psychotherapie in einem Roman darstellt.

1882: Die junge Schriftstellerin Lou Salomé tritt an den renommierten Wiener Arzt Josef Breuer heran mit der Bitte, ihren Freund Friedrich Nietzsche von seiner „Verzweiflung“ zu heilen. Breuer hat bereits mit seiner Patientin Bertha Erfahrungen in der Behandlung seelischer Erkrankungen gesammelt. Mit Hypnose sowie einer „Redekur“ hat er mit ihr die Krankheitsursprünge erarbeitet und damit die Symptome zum Verschwinden gebracht.

Als der Philosoph in Breuers Praxis kommt, verweigert er dem Arzt einen Ansatzpunkt für ein Gespräch über seine seelischen Qualen. Beide vereinbaren, dass sich Breuer auf die Behandlung der körperlichen Symptome Nietzsches konzentriert und dieser sich Breuers seelischer Leiden annimmt. Während Breuer meint, Nietzsche taktisch klug zu steuern, geschieht genau das Gegenteil, da die Ideen des Philosophen Wurzeln im Herzen Breuers schlagen.

Die grundverschiedenen Männer – der ungeliebte, alle Konventionen verachtende Philosoph und der angepasste Familienvater – haben ähnliche Probleme: Nietzsche leidet an der Enttäuschung durch Lou Salomé und Breuer an der Anziehung seiner Patientin Bertha, die ihn an die Grenzen seiner ärztlichen wie ehelichen Moral gebracht und ihn von seiner Frau entfremdet hat. Die „Redekur“ stellt Breuers Lebensentwurf in Frage und konfrontiert ihn mit der Sinnleere und den Ängsten seiner Existenz. Gemeinsam ergründen sie die tiefe Bedeutung ihrer physischen und psychischen Symptome. Beiden ermöglicht dies Dinge zu denken, zu sagen und zu tun, die vorher unmöglich schienen – bis der Autor ihre Gespräche zu einem furiosen und überraschenden Schluss führt.

Breuer ist der Freund und Mentor des jungen Mediziners Sigmund Freud, der sich mit Traumdeutung und dem Unbewussten beschäftigt und mit dem Breuer über seinen Patienten Nietzsche spricht. Yalom vermittelt in den Dialogen Breuers mit Freud Grundideen der Psychoanalyse und in den Gesprächen mit Nietzsche Aspekte von dessen Philosophie: „Werde, der du bist.“ - Selbsterkenntnis und -verwirklichung sind für ihn der gemeinsame Grundgedanke beider Ideensysteme.

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