Leon, Donna: Die dunkle Stunde der Serenissima
Diogenes Verlag
erschienen: 2004
ISBN: 978-3-257-23448-0
Taschenbuch
374 Seiten
Preis: 13,00 EUR

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Ausgezeichnet mit dem Internationalen Buchpreis „Corine“ 2003, Kategorie Belletristik

Leon, Donna


Die dunkle Stunde der Serenissima


Commissario Brunettis elfter Fall


Die Studentin Claudia Leonardo bittet ihre Professorin Paola Brunetti und Commissario Brunetti um Hilfe: Ihr Großvater Luca Guzzardi wurde nach dem Krieg verurteilt und sie möchte, da sie an seine Unschuld glaubt, seine Ehre endlich wiederherstellen. Noch bevor sich Brunetti genauer über diesen Fall informieren kann, wird Claudia mit mehreren Messerstichen in ihrer Wohnung ermordet. Die Ermittlungen führen den Commissario in die Zeit des Faschismus: Guzzardi kaufte Kunstwerke von Familien, die Italien verlassen mussten - aber er war nur einer der Händler, die sich unter dem Deckmantel des Kunstinteresses am Besitz verfolgter Menschen bereicherten. Mehr über Gewinner und Verlierer während des Krieges erfährt Brunetti von seinem Schwiegervater Conte Orazio Falier und lernt diesen bisher so distanzierten Mann von einer ganz neuen Seite kennen. Und aus den Verbindungen des Mordfalls mit der faschistischen Vergangenheit entwickelt sich langsam eine Spur in die Gegenwart.

Donna Leon thematisiert die fehlende Auseinandersetzung mit dem Faschismus in Italien, die daraus resultierende unzureichende Informationsvermittlung an junge Menschen und die Karrieren der Kriegsgewinnler, die in die Elite der italienischen Nachkriegsgesellschaft aufstiegen: „Ein geschöntes Geschichtsbild, das ist es, was wir wollten und auch bekommen haben.“

In Ihrem elften Brunetti-Fall zeigt die Autorin keinerlei „Ermüdungserscheinungen“, im Gegenteil: Leons Kritik an der italienischen Gesellschaft scheint noch spitzer und fatalistischer geworden zu sein - Anwälte, Banken, Behörden und Universitäten sind gleichermaßen ihr Ziel. Während deren Machenschaften verurteilt werden, verflüchtigt sich Brunettis schlechtes Gewissen, auf die Hilfe von Signorina Elettra zu bauen, zunehmend. Seine Nachforschungen wären ungleich schwieriger, wenn er nicht von der Assistentin in der Questura unterstützt würde. Ihre Methoden, mit illegal kopierten Computerprogrammen zu arbeiten, Datenbanken anzuzapfen und über verschlungene Kontakte an vertrauliche Informationen zu kommen, werden immer raffinierter.

Unübertroffen sind wieder einmal die Szenen der Mahlzeiten bei den Brunettis! Die Dialoge zwischen dem Commissario und seiner Frau, die schon immer ein Highlight der Krimis waren, sind in diesem Buch besonders fein, ironisch und wissend um die Spielregeln einer langjährigen Beziehung gesponnen.

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