Lerchbaum, Gudrun

Zwischen euch verschwinden

Kriminalroman

Jahrelang hat Maria ihre Mutter gepflegt, nun ist die Mutter tot und Maria nimmt sich eine kurze Auszeit: Weg von Zuhause, ein Sektfrühstück und eine Nacht mit einem Fremden im Hotel. Als sie zurückkommt, steht die Polizei vor ihrem Haus. Maria gerät in Panik, dass sie für den Tod der Mutter verantwortlich gemacht wird, und haut ab.

Sie ändert ihr Äußeres, wechselt die Identitäten und arbeitet illegal. Ihre prekäre Situation wird schamlos ausgenutzt. Maria schwankt zwischen der Angst, entdeckt zu werden und Selbstermächtigung. Wenn sie weiterzieht, hinterlässt sie eine Spur von Todesfällen. Da Maria seit der Kindheit „Aussetzer“ in ihrer Erinnerung hat, ist sie eine unzuverlässige Erzählerin und die Leser*innen können einige Lücken selbst füllen.

Je besser ein Buch ist, desto schwerer ist es, die passenden Worte dafür zu finden – so geht es mir mit „Zwischen euch verschwinden“. Die Bezeichnung „Kriminalroman“ ist korrekt, aber das Buch ist viel mehr. Wie schon in ihrem Polit-Thriller „Lügenland“ gelingt es Gudrun Lerchbaum, ein gesellschaftlich relevantes Thema literarisch fein zu gestalten, ohne je den Aufklärungsanspruch eines Sachbuchs zu benützen. Die pflegende Angehörige, die Kellnerin in Schwarzarbeit, die Ehefrau, die vor ihrem prügelnden Mann ins Frauenhaus flieht und die ausländische 24-Stunden-Pflegekraft, von der viel mehr als nur Pflege erwartet wird: Diese Frauen sind in unserer Gesellschaft unsichtbar. In Gudrun Lerchbaums Buch bekommen sie Gesichter und Geschichten, die Leser*innen emotional fordern. So gibt es Szenen, die den Atem anhalten lassen, nicht wegen ihrer Krimispannung, sondern weil sie so überzeugend echt geschrieben sind.

Starke Leseempfehlung!

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